Verlobter Tag
Immer am letzten Montag im August feiern die Flörsheimer den Verlobten Tag. Unter anderem mit einem Festgottesdienst in der St.-Gallus-Kirche, einer Prozession durch die Gassen der Altstadt und einem Ökumenischen Gottesdienst am Pestkreuz. Dieser religiöse Brauch, den jedes Jahr mehrere tausend Flörsheimer aller Konfessionen aktiv lebendig halten, geht auf eine verheerende Pestepidemie im Jahre 1666 zurück. Die Totenlisten des Kirchenbuchs und eine Eintragung des damaligen Pfarrers Laurentius Münch sind die einzigen direkten Quellen über die Seuche und ihren Verlauf.
Am 16. Juni 1666 begann die Pest in Flörsheim am Main zu wüten, an diesem Tag starben vier Kinder des Johann Peter Schuhmacher. Im darauffolgenden Monat Juli erlagen 21 Personen dem Schwarzen Tod. Pfarrer Laurentius Münch schreibt:
„Im Jahre 1666, am 28. Juli, ist von der Gemeinde dieses Ortes ein Verlobter Tag wegen der sich verschlimmernden Pest versprochen worden zu Ehren der Hl. Sebastian und Rochus, auf dass dieser Tag immer und in jedem Jahr der Zeitläufte wie ein heiliger Feiertag gefeiert werde und eine Prozession wie am Fronleichnamsfest soll mit brennenden Kerzen stattfinden, was die Gemeinde nach den Regeln der Kirche jährlich begehen wird."
Der Zug der Pest kam indes nicht so bald zum Erliegen. Bis Januar 1667 starben 166 weitere Dorfbewohner, so dass schließlich vermutlich ein Drittel der Flörsheimer Einwohnerschaft der Epidemie zum Opfer gefallen war.
Die Flörsheimer haben ihr Versprechen des Jahres 1666 gehalten und bis heute jedes Jahr feierlich den Verlobten Tag in Flörsheim am Main gefeiert.