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Kurpark Bad Weilbach

Bei der Suche nach Bodenschätzen gerät die Schwefelquelle Ende des 18. Jahrhunderts eher beiläufig in den Blick des letzten Mainzer Kurfürsten Friedrich Carl Joseph von Erthal. Mit der Nutzung des Heilwassers und der Gestaltung des Areals durch die kurfürstliche Regierung beginnt für das heutige Bad Weilbach die Geschichte als Kurbad.

Heilwasser nicht nur für die Region

Von 1783 an wird das Heilwasser aus der neu gefassten Quelle geschöpft und zunächst in Krügen nach Mainz geschickt. 1812 schließlich verpachtet das Herzogtum Nassau, zu der das ehemalige Kurmainzische Gebiet nun gehört, die Quelle an zwei Flörsheimer, die einen Heilwasserversand einrichten. Bis zu 200.000 Krüge werden jährlich verschickt. Durch den Erfolg gerät die Quelle mehr und mehr in das Interesse der herzoglichen Verwaltung, die den Brunnen ab 1822 wieder in Eigenverantwortung führt. Im Jahr 1832 wird der Park rund um die Schwefelquelle (4) in seiner heutigen Form angelegt und der Brunnen mit einem gusseisernen Pavillon umgeben.

Nassauisches und Preußisches Kurbad

Fünf Jahre später folgt der Bau des klassizistischen Kurhauses (2). Landschaftlicher Bezugspunkt ist die noch heute existierende Platanenallee (1), die den Brunnenbezirk mit der Landstraße von Flörsheim nach Weilbach verbindet. Mit der Fassung der Natron-Lithion-Quelle (5) im Jahr 1860 wird das Kurangebot ausgeweitet. Ebenso entsteht 1874 ein neues Bade- und Inhalierhaus (3) mit Kesselhaus für die Dampfheizung, nachdem auch Bad Weilbach nach dem verlorenen Krieg an Preußen gefallen ist. Bad Weilbach erlebt in den 1870er-Jahren seine Blütezeit als Preußisches Kurbad.

Kolonialfrauenschule statt Kurbetrieb

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird der Kurbetrieb eingestellt. Im Jahr 1911 verkauft der Preußische Staat das Bad an den „Reifensteiner Verein“, da es für ihn unrentabel geworden ist. Der Verein eröffnet im Kurhaus eine Wirtschaftliche Frauenschule und in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg eine Kolonialfrauenschule. Dort sollten junge Frauen für ein Leben in den deutschen Kolonialgebieten ausgebildet werden.

„Dornröschenschlaf und Erweckung“

Im Jahr 1968 verkauft der Reifensteiner Verein das Anwesen an eine Bank, die es wiederum an verschiedene andere Interessenten weiterverkauft. Das Areal ist zu diesem Zeitpunkt längst in einen Dornröschenschlaf gefallen. Er endet erst, als die Stadt Flörsheim am Main die Schwefelquelle und große Teile des Parks erwirbt und mit hohem finanziellen Aufwand restauriert. Im Rahmen eines Parkpflegewerkes werden unter anderem Kastanienrondell, Ahornallee, Lindenallee, große und kleine Festwiese des historischen Parks wiederhergestellt. Ein privater Investor hat bereits einige Jahre zuvor die historischen Kurgebäude zu Wohnungen umgebaut.

Schwefelquelle

Die Schwefelquelle mit ihrer Heilkraft ist der Bevölkerung unter der Bezeichnung „Faulborn“ seit Jahrhunderten bekannt. Nach wie vor hat sie viele Freunde, die sich regelmäßig mit dem wertvollen Nass versorgen. 1650 wird sie im Steuerbuch der Gemeinde Weilbach erstmals erwähnt. Die Quelle ist eine der schwefelreichsten kalten Mineralquellen Deutschlands, deren Wasser bei Erkrankungen der Haut und der Atemwege eingesetzt wird. Besondere Bedeutung für Weilbach erlangt sie Ende des 18. Jahrhunderts, als ein Heilwasserversand eingerichtet und mit der Nutzung des Quellwassers für den Kurbetrieb begonnen wird.

Natron-Lithion-Quelle

Die Natron-Lithion-Quelle ist seit 1993 wie ihre schwefelhaltige Schwester im Eigentum der Stadt Flörsheim am Main und steht der Allgemeinheit zur Benutzung offen.

Sanierung und Wasseranalysen

Die Schwefelquelle wird von 2017 bis 2019 durch die Stadt Flörsheim am Main einer kompletten Sanierung unterzogen. Abdichtungen, Steinfassung und Brunnenschacht werden komplett erneuert. Auch der Pavillon wird saniert und erhält ein neues Kupferdach. Beide Quellen lässt die Stadt regelmäßig auf ihre Wasserbeschaffenheit untersuchen. Hier geht es zu den aktuellen Messwerten für die beiden Quellen.

Freizeit und Erholung

Hier können Sie die Seele baumeln lassen, zur Ruhe kommen und Kraft tanken. Heute ist der Park mit seinen Quellen ein beliebter Ort zur Naherholung. Jedes Jahr findet hier am Pfingstwochenende das beliebte Bad Weilbacher Brunnenfest statt. Ein besonderer Anziehungspunkt ist auch das Damwildgehege (6) am nördlichen Rand entlang des Regionalparkweges, das die Stadt Flörsheim am Main pflegt. Typisch für Damwild ist das hell gefleckte Sommerfell sowie das beeindruckende Schaufelgeweih der Männchen.

Ort des Gedenkens

Seit November 2023 erinnert am Eingang des Parks auf dem Gehweg in der Alleestraße eine „Stolperschwelle“ (7) an die Opfer der Zwangsarbeit. Auch in Bad Weilbach und verschiedenen anderen Lagern in Flörsheim am Main wurden Männer und Frauen aus ganz Europa von 1942 bis 1945 zur Arbeit gezwungen, entrechtet und misshandelt. Insgesamt waren es über 1.400 Menschen, von denen viele ihr Leben verloren.